kein diabetes ohne insulin

 

Das stimmt leider in 90% der Fälle (Felle). Da der feline Diabetes eine Kombination aus Insulinmangel und Insulinresistenz, also der verminderten Wirkung von Insulin ist, muss eine Gabe von Insulin fast immer erfolgen. Einige Substanzen (hier) können zwar helfen, die Wirkung von Insulin verbessern und die Insulinresistenz senken, aber trotzdem ist oft genug die Gabe von Insulin notwendig.

 

Leider ist aber auch das Thema Insulin - wie schon die Futterwahl - nicht so einfach wie man denkt.

Das richtige insulin

 

Aktuell gibt es zwei zugelassene Insulin-Produkte für Katzen. Im "Therapienotstand" darf eine Umwidmung von humanem Insulin erfolgen. Hierbei sind zwei Insulinanaloga gängig.

 

  1. Caninsulin (MSD Intervet)
  2. ProZinc (Boehringer Ingelheim)
  3. Lantus bzw. Levemir (diese werden auch als Pens angeboten, welche für Katzen jedoch nicht ausreichend genau sind)

 

Prinzipiell können alle Varianten des Insulins bei Katzen erfolgreich genutzt werden. Jedoch kommen alle neueren Studien zu dem Ergebnis dass die neuartigeren Humaninsuline wie Lantus oder Levemir deutlich höhere Erfolgsraten haben.

 

Unser Tip: Lantus Insulin.

DIE RICHTIGE SPRITZE

 

Das ist ein wirklich wichtiges Thema: die Insulinspritze. Anders als "normale" Spritzen werden Insulinspritzen mit fest verbundenen Nadeln verkauft. Diese sind extrem dünn und speziell dafür konzipiert, nach dem Aufziehen (also der Durchdringung der Gummi-Kappe eines Insulin-Fläschchens) noch zum Einsatz zu kommen. Dies funktioniert aber nur einmal: Insulinspritzen müssen nach jedem Gebrauch verworfen werden.

 

Es gibt zwei Varianten der Insulinspritze: 40er und 100er Spritzen. Die Zahl bezieht sich hierbei auf die Stärke des Insulins. Doch dies ist sehr wichtig, denn 1 Einheit (IE) einer 100er-Spritze entspricht 2,5 Einheiten der 40er Spritze.

 

Die veterinärmedizinischen Insuline (Caninsulin, ProZinc) sind 40er-Insuline, Lantus und Levemir sind hingegen 100er-Insuline. Welche Spritze schlußendlich genutzt wird ist eher nebensächlich, nur die Umrechnung muss immer bedacht werden!

DIE RICHTIGE Dosierung

 

Die Dosierugsempfehlungen für Insulin sind in den letzten Jahren immer weiter gesunken. Wurden vor zwanzig Jahren noch 1 IE pro kg empfohlen, sind nun deutlich geringer Dosierungen gängig. Dies ist aber auch in hohem Maß von der Fütterung sowie dem Zustand des Tieres abhänig. Inzwischen hat sich eine (Start-)Dosierung von 0,25 IE bewährt, die aber bei gleichzeitiger Futterumstellung mit sehr niedrigem Kohlenhydratanteil und passender Ergänzung nochmals halbiert werden kann.

 

Wichtiger Grundsatz: die Gabe von Insulin macht nur bei einer gleichzeitigen Kontrolle des Blutzuckerspiegels Sinn. Ohne diese Kontrolle ist eine Therapie sehr gefährlich, nicht zuverlässig und nicht sinnvoll.

Wie Häufig gibt man insulin?

 

Hier gibt es glücklicherweise eine klare Antwort: die richtige Gabe erfolgt 2 x täglich im Abstand von genau 12 Stunden. Die Tagesdosis wird hierbei gleichmäßig verteilt. Experimente wie eine nur einmalige oder gar dreimalige Gabe sind nicht sinnvoll und wurden in mehreren Studien mit negativem Ergebnis untersucht.

INSULIN UND FÜTTERUNG

 

Hier unterscheiden sich Mensch und Tier: Der diabetische Mensch kann Insulin direkt vor der Mahlzeit applizieren, um so die Ausschläge beim Essen bereits abzufangen. Dem menschlichen Diabetiker ist klar, dass er Essen muss um eine gefährliche Unterzuckerung zu vermeiden.

 

Bei Tieren verhält es sich naturgemäß anders: da eine Futteraufnahme nicht 100%ig garantiert werden kann, sollte die Insulingabe im Anschluss an die Fütterung erfolgen. Die Nachteile sind gering und die zusätzliche Sicherheit hat oberste Priorität. Eine Insulingabe erfolgt nur wenn das Futter komplett gefressen wurde. Jegliche Futterverweigerung oder Auffälligkeit sollte eine Glucose- und Ketonkörper-Messung zu Folge haben.

Monitoring und Einstellung

 

Die Start-Dosis ist eigentlich nie der finale Insulinwert. Dieser lässt sich nur durch ein intensives Home-Monitoring ermitteln. Die Blutabnahme ist hierbei für kaum jemanden ein Problem: mit den kleinen Lanzetten der Blutzuckermessgeräte lässt sich der Ohrrand sicher und schmerzlos punktieren und ein Tropfen Blut gewinnen. Dies macht ein stressfreies Blutzucker-Tagesprofil möglich - die einzige zuverlässige Art für Monitoring und notwendig für eine richtige Dosierungsanpassung. Nur so können unerwünschte "Nebenwirkungen" wie ein Somagyi-Phänomen verhindert werden.

 

Es gibt immer noch Tierärzte und Tierkliniken, welche ein Blutzuckertagesprofil bei Katzen anbieten... doch in dieser stressigen Umgebung ist ein zuverlässiges Profil nicht möglich. Ein solches Profil erfolgt nur nach dem Grundgedanken "besser als nichts".

 

MERKE: Die Punktion der Ohrrandvene ist für jeden Laien leicht erlernbar und wird von der großen Mehrheit der Katzen toleriert. Eine Punktion verursacht keine Schmerzen und ist KEINE QUÄLEREI: das ist nur der unbehandelte Diabetes.

Blutzucker-tagesprofil

 

Das Fundament in der Diabetes-Behandlung. Die mehrmalige, über den Tag verteilte Blutentnahme und sofortige Untersuchung des Blutzuckers mittels Blutzuckermessgerät. Die Technik ist leicht zu lernen und für jeden verständlich.

 

Die ermittelten Daten werden in einem Graphen eingetragen und ergeben eine Messkurve. Das hierfür mehrere Messpunkte nötig sind, sollte jedem klar sein.

 

Die Antwort auf die Frage nach dem "Wie oft":

  • mindestens 4-mal täglich (tagsüber alle 4 Stunden)
  • vor jeder Injektion (IMMER!)
  • Zu Beginn eine Stunde nach der Injektion (wegen dem Somagyi-Effekt)

 

Übrigens: der Blutzucker sollte JEDEN TAG vor der Insulingabe bestimmt werden. Nur so können wichtige Änderungen und Ereignisse sicher erkannt werden.

Blutzucker-MESSGERÄT

 

Hier in aller Kürze: es gibt auch Geräte speziell für Tiere. Diese bieten Vorteile für die Hersteller... ansonsten gibt es keine. Sie sind teurer, brauchen erheblich mehr Blut und können nur beim Tierarzt bezogen werden.

 

Gute, moderne Blutzuckermessgeräte kommen bereits mit einem kleinen Tropfen Blut (0,3 ug) aus und kosten nur einige Euro.

DER Somagyi EFFEKT

 

Dieses Phänomen beschreibt einen klassischen "Rebound-Effekt": eine zu hohe Insulindosis führt zu einer zu weiten Absenkung (oder zu schnellen Absenkung) des Blutzuckerspiegels. Der Organismus beginnt Glucose zu mobilisieren, um einer Unterzuckerung vorzubeugen. Der mobilisierte Glucose-Schub neutralisiert die Wirkung des Insulins, der Blutzuckerspiegel ist innerhalb kürzester Zeit (1-2 Stunden) wieder so hoch oder höher wie vor der Insulingabe. 

 

WICHTIG:

Erfolgt in dieser Zeit direkt nach der Insulingabe keine Blutzuckermessung, kann ein Somagyi-Effekt nicht von einer Insulinresistenz unterschieden werden. Die Konsequenz kann fatal sein: bei Somagyi muss die Insulin-Dosis verringert, bei Insulinresistenz erhöht werden! Dies zeigt die Bedeutung des Home-Screenings und der regelmäßigen Blutzuckerkontrolle.

 

Übrigens:

Der Somagyi-Effekt kann anscheinend durch Zimt-Extrakt und Arginin verringert werden - sehr hilfreich für alle Diabetiker.

Mehr: HIER.

ZU GUTER LETZT

 

Haben Sie Geduld!

 

Die Einstellung eines Diabetes und die erforderliche Routine kommt nicht so schnell, aber sie kommt! Und es lohnt sich. Denn mit einer erfolgreichen Therapie schenken Sie ihrer Katze ein gutes Leben und verhindern einen oft qualvollen Tod.

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